Blitzschutz lohnt sich

Seeleute werden nur noch selten von herannahenden Gewittern überrascht, da Wettervorhersagen heute sehr zuverlässig geworden sind. Ein Ausweichen vor Gewitterfronten ist auf offener See allerdings kaum möglich – anders als beispielsweise in der Luftfahrt, wo diese Zonen nach Möglichkeit weiträumig umflogen werden. Seeleute der Berufsschifffahrt und Freizeitskipper durchqueren diese Gebiete in der Regel. Gewitterfronten bringen häufig böige Starkwinde und Regenschauer mit sich.

Bevorzugt schlägt der Blitz in exponierte Objekte ein, die ihre Umgebung deutlich überragen. Auf offener See ist der Einschlag in den hohen Mast eines Sportbootes daher nicht unwahrscheinlich. Die großen Blitzstoßströme führen im ungeschützten Schiff zu erheblichen Schäden am Rigg, am Schiffskörper und an der Bordelektrik – z.B. den Navigations- und Kommunikationssystemen. Dies kann die Crew im Extremfall in Seenot bringen. Die Blitzströme werden durch ein funktionsfähiges Blitzschutzsystem über außen liegende Fang- und Ableitungen zum Kiel und in das Wasser abgeleitet. Dadurch wird das Eindringen der Blitzströme in das Innere des Schiffes minimiert, wo vagabundierende Ströme auf ihrem Weg in das Wasser unkontrolliert Schäden anrichten könnten. Ein unter dem Kiel gezogenes Kupferseil, das mit Klemmen an Mast und Stagen befestigt wird, ist eine riskante Notlösung, denn nur ein fest montiertes Blitzschutzsystem verhindert zuverlässig Schäden. Ein fachgerecht installiertes Blitzschutzsystem wirkt zudem als vorbeugende Brandschutzmaßnahme. Je nach Revier sind unterschiedliche Gewitterhäufigkeiten zu erwarten. Im Eismeer sowie am Nordpol sind es 0, in der Ost und Nordsee 15, im Mittelmeer 30, in den Tropen bis zu 140 Gewittertage pro Jahr. Krängt sich das Schiff bei Wellengang und Winddruck, so können auch die Saling, die Wanten oder Stage Einschlagpunkte bilden. Dies ist beim Entwurf des Blitzschutzes und der Dimensionierung der Wanten und Stage zu berücksichtigen.

Bei Blitzgefahr gilt als Verhaltensregel an Bord, dass Personen zu Teilen des Blitzschutzsystems (Wante, Stage und Maste) einen Sicherheitsabstand (einige 10cm) einhalten sollten, damit Überschläge vermieden werden. In schwerer See schützt sich die Crew an Oberdeck mittels Sicherungsvorrichtungen, z.B. Lifebelts, gegen das ÜberBordFallen. Verbindungsmittel dieser Gurtgeschirre bestehen in der Regel aus einem Nylongurt mit zwei oder drei Karabinerhaken. Beim Segeln in einer Gewitterzone ist die See oftmals unruhig, so dass sich die Mannschaft an Bord sichern muss. Das Einhalten der Mindestabstände kann dann in Einzelsituationen nicht möglich sein. Hier geht der Personenschutz gegen Abrutschen von Deck vor.